Das Mietnomaden-Märchen
Das Mietnomaden-Märchen
Nun wissen wir es. Mietnomaden kommen bei uns viel seltener vor, als zunächst angenommen. Diejenigen, die diese Mär landauf, landab predigen, berufen sich auf eine Studie, die von Forschungsstelle für Immobilienrecht der Universität Bielefeld unter Leitung von Prof. Dr. Artz und Prof. Dr. Jacoby erstellt wird. Auftraggeber der Studie sind das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und das Bundesministerium für Justiz (BMJ). Die endgültigen Ergebnisse sollen am 22.12.2010 veröffentlicht werden. Doch wie kommen die Verkünder der These „Es gibt fast keine Mietnomaden in Deutschland“ schon jetzt zu dieser Aussage?
Untersucht wurden insgesamt 426 Fälle von Mietnomadentum. Auf der Internetseite der Uni Bielefeld ist zu lesen: „Die 426 „Mietnomadenfälle“ verteilen sich auf mehrere Jahre. Aus den letzten Jahren wurden jeweils ca. 50 Fälle berichtet.“ Also eine Zahl, die man vernachlässigen kann? Nein – denn erstens hätte auch ein einziger Vermieter, der unter einem Mietnomaden zu leiden hat, ein Recht auf staatlichen Schutz. Und zweitens hätten die Märchenerzähler weiter lesen sollen. Denn dem oben zitierten Satz folgt diese Aussage: „Aus dieser Zahl lassen sich auf Grund der Ausrichtung des Forschungsvorhabens allerdings keine Schlüsse auf die Zahl des tatsächlichen Aufkommens von Mietnomaden in Deutschland ziehen.“ Außerdem teilt die Universität Bielefeld auf ihrer Internetseite in dem Bericht zur Studie gleich am Anfang mit „Das Forschungsvorhaben untersucht das Phänomen des „Mietnomadentums“. Es zielt allerdings nicht darauf ab festzustellen, wie hoch die Zahl der „Mietnomaden“ in Deutschland ist.“
Damit wird klar, dass die Studie zwar insgesamt 426 Mietnomaden-Fälle untersuchte, aber keine Angaben darüber macht, wie viele konkrete Fälle es in Deutschland wirklich gibt. Wer also behauptet, die Studie habe ergeben, dass es in Deutschland pro Jahr nur rund 50 Fälle von Mietnomadentum gebe – erzählt ein Märchen.