4. Juli 2012 von Hartmut Fischer
Teilen

dena: Energetische Sanierung sind nicht schuld an steigenden Mieten

dena: Energetische Sanierung sind nicht schuld an steigenden Mieten

Teilen
4. Juli 2012 / Hartmut Fischer

Der Bericht des Magazins Report Mainz wirbelte viel Staub auf. Am 03.07.2012 berichtete man in der Fernsehsendung, dass viele einkommensschwache Haushalte um ihre Wohnungen bangen müssten. Durch energetische Sanierungen würden die Mieten so ansteigen, dass sie für die Mieter nicht mehr finanzierbar seien. Man bezog sich dabei auf unveröffentliche Zahlen des Deutschen Mieterbundes. Die Deutsche Energeie-Agentur GmbH (dena) weist diese Einschätzung energisch zurück. Die Gesellschaft verweist hier auf eigene Studienergebnisse.

„Wer die energetische Sanierung zum Sündenbock für hohe Mietsteigerungen in Deutschland macht, ist auf der falschen Fährte“, stellt Stephan Kohler, dena-Geschäftsführer und Sprecher der Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea) fest. „Wir haben bereits 2010 anhand einer Untersuchung von rund 250 Gebäuden nachweisen können, dass alte und sanierungsbedürftige Mietshäuser auf einen sehr guten Energiestandard gebracht werden können, ohne dass die Warmmiete steigen muss.“

Nach einer energetischen Sanierung würde die Kaltmiete um rund 82 Cent pro Quadratmeter steigen. Dem stünde aber eine Heizkostenersparnis von 92 Cent gegenüber. Die Ursachen für viele Mietsteigerungen liegen nach Meinung der dena woanders. Alte Häuser, für die trotz guter Stadtlage nur geringe Mieten gezahlt würden, erzielten nach umfassenden Sanierung deutlich höhere Mieten. Die Preissteigerung sei dann zu einem guten Teil auf „Schönheitssanierungen“ zurückzuführen. 

In anderen Fällen würden im Zuge einer energetischen Sanierung über lange Zeit nicht erhöhte Mieten an ein allgemein gestiegenes Niveau angepasst. Diese Effekte treten besonders in den deutschen Großstädten häufig auf und treffen tatsächlich oft einkommensschwache Menschen, die schon lange in ihren Wohnungen leben. „Dass der Deutsche Mieterbund dieses Problem angehen möchte, ist wichtig und richtig. Man soll es aber bitte nicht der energetischen Sanierung in die Schuhe schieben“, fordert der Sprecher der geea.

Bei umfassenden Gebäudesanierungen fallen drei Arten von Kosten an, die ein vermietender Eigentümer klar trennen muss: So genannte „wohnwertverbessernde Maßnahmen“ – beispielsweise eine Badmodernisierung oder die Anbringung von Balkonen – verbessern zwar die Wohnqualität,  verursachen aber auch erhebliche umlagefähige Kosten und sparen per se keine Energie. Weiterhin sind die „Instandsetzungs- und Erhaltungskosten“ bei alten Häusern nicht unerheblich. Hier geht es um notwendige Maßnahmen zum Erhalt des Hauses, beispielsweise die Putzerneuerung oder neue Dachziegel. Diese Kosten muss der Vermieter allerdings aus seinen laufenden Mieteinnahmen zahlen und darf sie nicht umlegen – auch wenn sie zu einem geringeren Energieverbrauch führen. Schließlich gibt es die Kosten für neue energetisch wirksame Bestandteile: zum Beispiel eine neue Solarwärmeanlage oder eine neue Dämmung. Diese Kosten einer energetischen Sanierung darf ein Vermieter an den Mieter weitergeben – und laut der dena-Studie kommt der Mieter dabei auf Grund der eingesparten Energiekosten gut weg.

Infografik_Sanierungskosten

Dennoch sieht die geea die Politik in der Pflicht, für die energetische Sanierung von Mietwohngebäuden bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. „Eine bessere Förderung wäre geeignet, dem Thema die Schärfe zu nehmen. Da die Eigentümer den Anteil der Kosten einer energetischen Sanierung, für den sie ohnehin eine staatliche Förderung bekommen, nicht auf die Mieter umlegen dürfen, profitieren hier beide Parteien. Mittelfristig sind fünf Milliarden Euro an staatlichen Fördermitteln pro Jahr notwendig, um die von der Bundesregierung angestrebte Sanierungsquote zu erreichen. Zudem brauchen wir einen Mix aus Förderkrediten, Zuschüssen und Steuererleichterungen, um für alle Sanierer ein passendes Angebot machen zu können.“ 

immo:News abonnieren
Nutzen Sie unseren Informations-Service und erhalten Sie kostenlose Produktinformationen aus erster Hand, exklusive Aktionsangebote, Tipps, Tricks und aktuelle Urteile rund um das Thema Vermietung.