12. November 2024 von Hartmut Fischer
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Dynamischer Stromtarif – was ist das?

Geld sparen

Dynamischer Stromtarif – was ist das?

© Yevhen Prozhyrko / Shutterstock

12. November 2024 / Hartmut Fischer

Eine ganze Reihe von Stromlieferanten bietet bereits dynamische Stromtarife an. Ab 2025 sind die Anbieter verpflichtet, Ihren Kunden auch dieses flexible Preismodell anzubieten. Vielen Verbrauchern ist aber nicht klar, worum es hier geht. In diesem Beitrag erfahren Sie, was dynamische Stromtarife sind, wo die Vorteile sind – aber auch, welche Risiken beachtet werden sollten.

Das Prinzip der dynamischen Stromtarife

Die aktuell „normalen Stromtarife“ bestehen aus zwei Komponenten: dem Grundpreis (jährlich in Euro festgelegt) und dem Arbeitspreis (Cent/Kilowattstunde). Der Arbeitspreis ist bei dynamischen Stromtarifen nicht fest. Hier ändern sich die Preise stündlich.

Der Markt bestimmt den dynamischen Stromtarif

Die schwankenden Preise ergeben sich aus den Vorgaben des „EPEX Spot Markt“. Hier wird der Strom wie an der Börse gehandelt: Der Preis wird erst kurz vor der Stromlieferung festgelegt. Die meisten dynamischen Stromtarife orientieren sich hierbei an dem „Day-Ahead-Markt“. An diesem Markt wird Strom angeboten, der einen Tag später geliefert wird. Die Preise werden stündlich neu bestimmt.

Der Anbieter des dynamischen Stromtarifs kann aufgrund dieser Einkaufspreise die stündlichen Verkaufspreise festlegen und den Abnehmern mitteilen. Diese Preise müssen nun dem Kunden mitgeteilt werden. In den meisten Fällen werden die Abnehmerpreise per Internet jeweils mittags für den nächsten Tag veröffentlicht.

So erfährt der Kunde, welche – stündlich variierenden – Preise am nächsten Tag für ihn gelten. Er kann damit seinen Stromverbrauch nach den Kosten ausrichten. Müssen etwa Elektrogeräte geladen werden, kann dies in den Stunden geschehen, in denen der Kilowattpreis am günstigsten ist.

Grundlage für dynamische Stromtarife ist das Energiewirtschaftsgesetz. In § 3 Nr. 31d wird der dynamische Stromtarif verbindlich beschrieben.

Wie setzt sich der dynamische Strompreis zusammen?

Um den Nutzen eines dynamischen Strompreises richtig einzuschätzen, muss man sich mit dem Strompreis allgemein auseinandersetzen. Er besteht aus mehreren Komponenten:

Art des Anteils Erläuterung
Beschaffung und Vertrieb (52 %*) Marktabhängiger Einkaufpreis, Servicekosten
Netzentgelte, Zähler (21 %*) Gesetzlich festgelegte Kosten
Steuern, Abgaben, Umlagen (27 %*) Umsatz-, Stromsteuer, Konzessionsabgabe, Umlagen nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, der Strom-Netzentgeltverordnung und für abschaltbare Lasten, Offshore-Netzumlage

* Durchschnittliche Zusammensetzung des Strompreises 2023 (für einen durchschnittlichen Haushalt in Deutschland mit 3.500 kWh Jahresverbrauch) – Datenquelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V., Juli 2023

Ein Großteil des Strompreises ist also starr – er ändert sich nicht durch den Verbrauch. Das heißt aber auch, dass sich die Kosten für den Stromverbrauch mit einem dynamischen Strompreis nur zur rund der Hälfte tatsächlich beeinflussen lassen.

Voraussetzung für die Abrechnung

Über die aktuellen Stromzähler können größtenteils keine dynamischen Stromtarife abgerechnet werden, da sie keine Zählerdaten versenden können. Damit aber die stündlich neuen Preise auch korrekt abgerechnet werden, benötigt man ein System, das den Verbrauch zeitlich exakt erfasst und die Daten an einen Messstellenbetreiber meldet. Solche Stromzähler, auch Smart-Meter genannt, sammeln den Stromverbrauch jede Viertelstunde und melden die Daten einmal am Tag an den zuständigen Messstellenbetreiber.

Anspruch auf „Smart-Meter“

Ab 2025 haben die Verbraucher einen Anspruch auf solche Smartmeter, die der Messstellenbetreiber innerhalb von vier Monaten installieren muss. Die Zählerkosten richten sich nach dem darüber ermittelten Verbrauch. Für einen Haushalt mit einem Verbrauch von bis zu 10.000 kWh kostet die Einrichtung 20,00 €. Bei Betrieb einer Wärmepumpe und einer Ladestation für das E-Auto entstehen jährliche Kosten von 50,00 €.


Wichtig: Ein digitaler Stromzähler ist zunächst noch ein „einfacher Zähler“, der keine Daten übermitteln kann. Hierzu muss eine Kommunikationseinheit für den Empfang und Versand von Daten angebracht werden – ein „Gateway“. Ein digitaler Stromzähler kann mit einem Gateway zum Smart-Meter umgerüstet werden.


Lohnt sich ein dynamischer Stromtarif?

Wer die Ersparnismöglichkeiten eines dynamischen Stromtarifs nutzen will, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er sein Energieverbrauchsverhalten ändern muss. Während es bei einem festen Stromtarif gleichgültig ist, wann Geräte genutzt oder geladen werden, muss man bei einem dynamischen Stromtarif darauf achten, wann welcher Strompreis gilt.

Bevor man deshalb darüber nachdenkt, zu einem dynamischen Stromtarif zu wechseln, sollte man zunächst überlegen, welche Möglichkeiten man hat, sein Verbrauchsverhalten den schwankenden Strompreisen anzupassen. Hierfür ist es natürlich unabdingbar, dass Sie jederzeit Zugriff auf die aktuellen Preise haben. Da Sie in den meisten Fällen die Preise für den nächsten Tag meist gegen Mittag erhalten, sollten Sie diese sicherheitshalber ausdrucken.

Natürlich werden die Anbieter der dynamischen Stromtarife auf die niedrigsten Strom-Börsennotierungen verweisen. Doch lassen Sie sich nicht täuschen: Selbst, wenn der Kurs ins Minus rutscht, müssen Sie immer noch die festen Kosten tragen (siehe auch Kapitel „Wie setzt sich der dynamische Strompreis zusammen“).

Bevor Sie einen Vertrag unterzeichnen, sollten Sie sich von einem unabhängigen Energieberater umfassend informieren.  Leider sind die meisten Tarife doch schwer zu verstehen und von einem Laien schwer bis gar nicht vergleichbar.

 

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