Der Grundsteuer-Hebesatz entscheidet, wie hoch die Grundsteuer für Haus- oder Grundstückseigentümer ausfällt. Was hat es damit auf sich, wer legt ihn fest und welche Auswirkungen hat die Grundsteuer-Reform? Wir zeigen, was sich hinter dem Fachbegriff verbirgt.
Schnelleinstieg
Kurz & knapp
- Der Hebesatz ist für die Höhe der zu zahlenden Grundsteuer entscheidend
- Er wird im dritten Schritt der Berechnung eingesetzt
- Die Höhe des Hebesatzes legen Stadt und Gemeinde fest
Was ist der Hebesatz und wofür wird er gebraucht?
Den Hebesatz nutzt das Finanzamt, um die Grundsteuer zu berechnen. Das ist eine Rechengröße, die im 3. Schritt der Grundsteuer verwendet wird. Der Hebesatz bestimmt dann die tatsächliche Höhe der Grundsteuer, die du dann an die Gemeinde zahlen musst.
Je nach Grundstücksart gibt es verschiedene Hebesätze:
- Hebesatz für Grundsteuer A
Grundstücke der Land- und Forstwirtschaft - Hebesatz für Grundsteuer B
Für andere bebaute bzw. nicht bebaute Grundstücke wie Ein- oder Zweifamilienhaus - Neu: Hebesatz für Grundsteuer C
Für baureife Grundstücke, die die Gemeinde ab 2025 besonders bestimmen kann.
Wer legt den Hebesatz fest?
Den Hebesatz legt jede Gemeinde selbst fest. Da die Städte und Gemeinden die Grund- und Gewerbesteuern selbst einnehmen, können sie über die Hebesätze ihre Steuereinnahmen direkt beeinflussen. Der Hebesatz dient also auch als Hebel, mit dem entweder mehr Steuern eingenommen oder der Standort für Unternehmen attraktiver gemacht werden kann.
In der Regel ist der Hebesatz in einer Großstadt oder einem Ballungsgebiet höher als auf dem Land. So beträgt zum Beispiel der Hebesatz in München 535 Prozent und in der Gemeinde Grömbach in Nordschwarzwald 300 Prozent. Doch es gibt auch Gemeinden, bei denen das nicht gilt: Den höchsten Hebesatz zum Beispiel bezifferte 2020 die nur 10 Einwohner zählende Gemeinde Dierfeld in Rheinland-Pfalz. Er betrug stolze 900 Prozent.
Jährliche Anpassung durch die Gemeinde
Die festgelegten Hebesätze können mehrere Jahre gelten. Die Gemeinde kann den Satz aber auch jährlich anpassen. Ändert die Gemeinde die Berechnung, gilt die Änderung rückwirkend für das ganze Jahr (§ 25 Abs. 3 GrStG).
Übrigens: Eine Verringerung des Hebesatzes kann die Stadt oder Gemeinde jederzeit vornehmen.
Hebesätze ab 2025
Erst 2024 beschließen die Gemeinden die Hebesätze, die ab 2025 gelten werden – und erst dann erlassen sie die neuen Grundsteuer-Bescheide. Bevor die neuen Hebesätze nicht feststehen, lässt sich keine verlässliche Aussage über die Höhe der künftig zu zahlenden Grundsteuer treffen.
- Grundsteuer A und B:
Für die Berechnung der neuen Grundsteuer sind die Städte und Gemeinden aufgefordert, die Hebesätze A und B neu festzulegen. Innerhalb der gleichen Grundstücksart muss die Höhe auch immer gleich sein. - Grundsteuer C:
Dieser Hebesatz wird neu eingeführt. Ob er auch angewendet wird, entscheidet die jeweilige Stadt oder Gemeinde selbst. Ab 2025 dürfen sie einen gesonderten Hebesatz für unbebaute, baureife Grundstücke festlegen. So sollen Spekulationen mit Bauland verhindert werden, diese mit Wohnraum bebaut werden. (§ 25 Abs. 5 GrStG).
So berechnet sich die Grundsteuer mit dem Hebesatz
Bei der Grundsteuer wird der vom Finanzamt festgelegte Grundsteuermessbetrag mit dem Hebesatz der Gemeinde multipliziert. Daraus ergibt sich die Höhe der Grundsteuer, die Eigentümer zahlen müssen.
Grundsteuerwert × Steuermesszahl × Hebesatz = Grundsteuer
Hebesatz-Berechnung
Beispiel 1
Stefanie besitzt ein Einfamilienhaus mit Grundstück mit einem Grundsteuerwert von 350.000 Euro. Die Steuermesszahl liegt bei 0,31 Promille. Der Hebesatz der Gemeinde beträgt 400 Prozent.
Grundsteuerwert × Steuermesszahl × Hebesatz = Grundsteuer
- 350.000 Euro × 0,31 ‰ × 400 % = 434 Euro
Vereinfacht:
- 350.000 Euro × 0,00031 × 4,00 = 434 Euro
Stefanie zahlt also 434 Euro Grundsteuer.
Beispiel 2
Stefan besitzt ein Einfamilienhaus mit Grundstück mit einem Grundsteuerwert von 350.000 Euro. Die Steuermesszahl liegt bei 0,31 Promille. Der Hebesatz der Gemeinde beträgt 300 Prozent.
- 350.000 Euro × 0,00031 × 3,00 = 325,50 Euro
Stefan zahlt also 325,50 Euro Grundsteuer.
Wie finde ich den Hebesatz für meine Gemeinde heraus?
Die Hebesätze werden häufig auch auf den Webseiten der Gemeinden veröffentlicht.
Außerdem hat das Statistische Bundesamt eine interaktive Karte der Hebesätze in den Gemeinden 2020 erstellt: zur Karte
Häufig gestellte Fragen
Wie stark wird der Hebesatz steigen?
Erst 2024 beschließen die Gemeinden die Hebesätze, die ab 2025 gelten werden – und erst dann erlassen sie die neuen Grundsteuer-Bescheide. Ziel ist es, einen großen Unterschied zu den bisherigen Werten zu vermeiden. Doch bevor die neuen Hebesätze feststehen, lässt sich keine verlässliche Aussage über die Höhe der künftig zu zahlenden Grundsteuer treffen.
Kann die Grundsteuer rückwirkend erhöht werden?
Die Gemeinden dürfen die Hebesätze jährlich anpassen. Stichtag ist dabei der 30.06. eines Jahres. Der neue Hebesatz gilt dann rückwirkend ab 01.01. des Jahres. Dadurch kann rückwirkend auch die zu zahlende Grundsteuer steigen. Normalerweise legen die Gemeinden die Hebesätze aber rechtzeitig und im Voraus fest.
Was ist der Gewerbesteuer-Hebesatz?
Auch für Gewerbebetriebe gibt es einen Hebesatz. Mit der Grundsteuer hat dieser spezielle Hebesatz aber nichts zu tun.
Das Prinzip bleibt dabei aber gleich: Das Finanzamt ermittelt bestimmte Grundlagen für die Besteuerung von Gewerbebetrieben. Die Gemeinden dürfen mit einem Hebesatz direkt ihre Steuereinnahmen beeinflussen. Gut für kleinere Unternehmen ist, dass es einen jährlichen Freibetrag von 24.500 Euro bei der Gewerbesteuer gibt. Erst, wenn die jährlichen Einnahmen darüber liegen, wird Gewerbesteuer fällig.
Nach dem Gesetz muss der Hebesatz für die Gewerbesteuer mindestens eine Höhe von 200 Prozent haben. So sollen Gewerbesteueroasen innerhalb Deutschlands verhindert werden. Oft entscheiden sich die Gemeinden allerdings, den Prozentsatz deutlich anzuheben.
Wie finde ich Gewerbesteuer-Hebesatz für meine Gemeinde heraus?
Auch die Gewerbesteuer-Hebesätze veröffentlichen die Gemeinden häufig auf eigenen Internetseiten. Auf der Seite des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) findest du eine detailliere Übersicht der Gewerbesteuer-Hebesätze für alle deutschen Gemeinden: zur Auflistung