Ausgaben bei der Steuer abziehen, die man noch gar nicht hatte? Was wie Steuerhinterziehung klingt, ist für Unternehmer ein ganz legales Mittel zur Steueroptimierung. Die Voraussetzungen für den Investitionsabzugsbetrag wurden nun weiter vereinfacht.
Schnelleinstieg
- Kurz & knapp
- Was ist der Investitionsabzugsbetrag?
- Wie funktioniert der Investitionsabzugsbetrag?
- Wie hoch darf der Investitionsabzugsbetrag sein?
- Wofür kann ich einen Investitionsabzugsbetrag bilden?
- Welche Voraussetzungen gelten für den Investitionsabzugsbetrag?
- Wer darf den Investitionsabzugsbetrag nutzen?
- Vor- und Nachteile des Investitionsabzugsbetrags
- Wie genau bildet man den Investitionsabzugsbetrag?
- Welche Folgen hat der Investitionsabzugsbetrag im Jahr der Investition?
- Was passiert, wenn ich keine Investition tätige?
Kurz & knapp
- Mit dem Investitionsabzugsbetrag kannst du als Unternehmer den voraussichtlichen Kaufpreis in der Gewinnermittlung abziehen
- Der Investitionsabzugsbetrag darf maximal 50 Prozent der Anschaffungs- oder Herstellungskosten betragen
- Die Kosten kannst du so bereits vor dem Kauf in die Steuererklärung des Vorjahres eintragen
Was ist der Investitionsabzugsbetrag?
Du planst die Anschaffung eines Wirtschaftsgutes, das du längere Zeit für dein Unternehmen nutzen wirst? Hier hilft der Investitionsabzugsbetrag (IAB) – ein beliebtes Instrument zur Steuergestaltung für kleinere und mittlere Betriebe.
Du kannst mit dem IAB bequem deine Steuerbelastung planen. Sie sinkt im Jahr der Inanspruchnahme des IAB. Zwar musst du den IAB im Jahr des Kaufes wieder auflösen. In gleicher Höhe kannst du jedoch eine Sonderabschreibung bilden. Damit hebt sich der vermeintliche Gewinn auf. Seit dem Jahr 2007 ersetzt der IAB die Ansparrücklage bzw. Ansparabschreibung.
Steueränderungen
Mit dem 4. Viertes Corona-Steuerhilfegesetz gelten ab 2023 folgende Änderungen für Investitionsabzugsbeträge:
- Die Investitionsfristen für steuerliche Investitionsabzugsbeträge nach § 7g EStG, die in 2022 auslaufen, werden bis Ende 2023 verlängert.
- Die Frist für Investitionsabzugsbeträge, deren dreijährige oder bereits verlängerten Investitionsfristen in 2022 auslaufen, werden um ein weiteres Jahr auf 4, 5oder 6Jahre verlängert.
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Wie funktioniert der Investitionsabzugsbetrag?
Mit dem Investitionsabzugsbetrag wird ein noch nicht getätigter, aber bereits geplanter Aufwand gewinnmindernd berücksichtigt. So kannst du schon 3 Jahre vor Anschaffung einen Teil des voraussichtlichen Kaufpreises in der Gewinnermittlung abziehen.
Damit wird die Steuerbelastung gesenkt, ohne dass tatsächlich Geld auszugeben wird. Im Gegenzug wird der abgezogene Betrag im Jahr der tatsächlichen Anschaffung des Wirtschaftsgutes wieder dem Gewinn hinzugerechnet. Mit der Sofortabschreibung in gleicher Höhe gleicht sich dies jedoch wieder aus. Somit ist der IAB quasi die Vorverlagerung einer Abschreibung in ein Jahr vor Anschaffung des Wirtschaftsgutes.
Wie hoch darf der Investitionsabzugsbetrag sein?
Hier gibt es gute Nachrichten: Rückwirkend ab dem 01.01.2020 wurde der Investitionsabzugsbetrag dauerhaft auf 50 Prozent des wahrscheinlichen Anschaffungspreises erhöht. Du kannst daher die Hälfte der voraussichtlichen Anschaffungskosten gewinnmindernd abziehen – aber auch einen niedrigeren Wert wählen.
Zuvor konnten Unternehmer nur bis zu 40 Prozent der voraussichtlichen Anschaffungskosten abziehen.
Beispiel: Investitionsabzugsbetrag
Wofür kann ich einen Investitionsabzugsbetrag bilden?
Der Investitionsabzugsbetrag kann laut Gesetz nur für abnutzbare bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens gebildet werden. Heißt: Es muss geplant sein, dass der Gegenstand mehrere Jahre im Unternehmen bleibt. Waren, die zum Verkauf bestimmt sind, sind somit außen vor. Auch für den geplanten Kauf eines Gebäudes und dazugehörigem Grund und Boden kann kein IAB gebildet werden.
Für folgende Wirtschaftsgüter wird typischerweise ein Investitionsabzugsbetrag gebildet:
- Maschinen
- Fahrzeuge
- Computer
- Büromöbel
Es ist egal, ob der Gegenstand neu oder gebraucht gekauft wird oder sogar selbst hergestellt wird.
Kaufst du einen anderen Gegenstand als ursprünglich bei Bildung des Investitionsabzugsbetrags geplant? Das ist seit 2016 kein Problem mehr. Du musst dem Finanzamt nämlich nicht mehr die genaue Bezeichnung des Gegenstandes mitteilen.
Achtung bei immateriellen Wirtschaftsgütern
Für diese kann maximal bis zu einem Wert von 800 Euro ein IAB gebildet werden! Dies trifft vor allem Software, Patente, Lizenzen, Markenrechte, Namensrechte, Kundenstämme etc.
Vorsicht beim Firmenwagen!
Bei einem rein betrieblich genutzten Fahrzeug dürfte die 90-Prozent-Hürde kein Problem darstellen. Vorsichtig solltest du jedoch sein, wenn du den Pkw auch privat nutzt.
Welche Voraussetzungen gelten für den Investitionsabzugsbetrag?
Grundsätzlich sind an den Investitionsabzugsbetrag einige Voraussetzungen geknüpft. Doch: Dank Corona wurden die Hürden für den IAB deutlich gesenkt – und zwar rückwirkend ab dem 01.01.2020.
Folgende Voraussetzungen gelten aktuell:
- Bei Gewinnermittlern und Bilanzierern darf der Gewinn nicht höher sein als 200.000 Euro. Damit ist nun auch für Bilanzierer die Gewinngrenze maßgebend, die Bindung ans Betriebsvermögen entfällt.
- Das angeschaffte Wirtschaftsgut muss mindestens bis zum Ende des folgenden Jahres nach der Anschaffung ausschließlich oder fast ausschließlich, das heißt, zu mindestens 90 Prozent in Deutschland betrieblich genutzt werden.
- Die Investition muss bis zum Ende des 3. Jahres, das auf den IAB folgt, erfolgen.
- Der IAB darf nicht über 200.000 Euro liegen.
- Du kannst den IAB auch für Wirtschaftsgüter bilden, die du vermieten wollen. Die Dauer der Vermietung ist hierbei egal.
Beispiel: Investitionsabzugsbetrag
Im Jahr davor hat sie bereits für eine andere geplante Maschine einen Investitionsabzugsbetrag von 130.000 Euro gebildet. Daher kann Stefanie nur einen IAB von 70.000 Euro zusätzlich in Anspruch nehmen.
Wer darf den Investitionsabzugsbetrag nutzen?
Der Investitionsabzugsbetrag ist ein wichtiges Planungsinstrument für kleine und mittlere Betriebe. Das können sein:
- Einzelunternehmer
- Selbstständige
- Freiberufler
- Personengesellschaften
- Kapitalgesellschaften
- Land- und Forstwirtschaftliche Betriebe
- Wirtschaftsbetriebe der Vereine
Mit den Betrieben musst du aktiv Einkünfte erzielen. Auch musst du den Gewinn entweder mit Einnahme-Überschuss-Rechnung oder Bilanz ermitteln.
Dürfen Existenzgründer den Investitionsabzugsbetrag nutzen?
Ja, auch Existenzgründer können den Investitionsabzugsbetrag nutzen. Und gerade hier ist das Gestaltungsinstrument von Vorteil. Denn in den ersten Gründungsjahren ist die Steuerlast noch nicht allzu hoch. Und durch den IAB sichern sie sich einen erheblichen Liquiditätsvorteil und eine echte Steuerersparnis.
Du hast vergessen, einen Investitionsabzugsbetrag zu bilden? Halb so wild: Du kannst ihn noch im Rahmen des Einspruchsverfahrens geltend machen. Nach Erhalt des Bescheides hast du genau einen Monat Zeit. Mehr Informationen rund um den Einspruch: Bescheid und Einspruch.
Vor- und Nachteile des Investitionsabzugsbetrags
Welche Vorteile hat der Investitionsabzugsbetrag?
- Liquiditätsvorteil aus „ersparten“ Steuern zur Finanzierung von Investitionen
- Mindert Gewinn- und somit Steuerbelastung im Jahr der Bildung zur Erzielung einer tatsächlichen Steuerersparnis
- Wirkt wie eine Steuerstundung
- Bringt erhebliche Zinsvorteile
- Aufwendungen können in Jahre mit hoher Steuerbelastung verschoben werden
Welche Nachteile hat der Investitionsabzugsbetrag?
- Die Bemessungsgrundlage für eine Abschreibung verringert sich. Bei steigenden Gewinnen kann dies in den Jahren Kauf des Wirtschaftsgutes zu einer höheren Steuerbelastung führen. Unterm Strich ist sogar eine Mehrbelastung möglich.
- Wird nicht wie geplant investiert, wird der Steuerbescheid im Jahr der Bildung korrigiert werden. Folge: Es kommt zu einer Steuernachforderung. Die nachzuzahlenden Steuern werden zudem mit 6 Prozent verzinst.
Wie genau bildet man den Investitionsabzugsbetrag?
Ab 2020 darfst du maximal 50 Prozent der geplanten Anschaffungskosten des Wirtschaftsgutes in der Steuer absetzen. Der Investitionsabzugsbetrag wird im Jahr der Bildung außerbilanziell abgezogen, also außerhalb der Bilanz. Das ist ein Unterschied zur vorherigen Ansparabschreibung. Denn diese wurde innerhalb der Bilanz abgezogen.
Wenn du eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung nutzt, musst du nun keine Bilanz machen. Der IAB wird einfach in der Steuererklärung bei der EÜR gebildet.
Wenn du den Gegenstand dann tatsächlich kaufst, senken zuerst die Anschaffungskosten in entsprechender Höhe wieder den Gewinn. Du musst dann jedoch den vorherigen Abzug des IAB berücksichtigen. Heißt: Du rechnest den in Anspruch genommenen Wert des IAB dem Gewinn wieder hinzu. Mit der zeitgleichen Inanspruchnahme der Sonderabschreibung neutralisiert sich der aufgelöste IAB wieder.
Brutto oder Netto – Welchen Wert setze ich an?
Welchen Wert du als IAB ansetzt, hängt ganz davon ab, ob du zum Vorsteuer-Abzug berechtigt bist:
- Netto-Wert, wenn du zum Vorsteuerabzug berechtigt bist.
- Brutto-Wert, wenn du steuerfreie Umsätze ausführst, die nicht zum Vorsteuerabzug berechtigen oder du Kleinunternehmer bist.
Welche Folgen hat der Investitionsabzugsbetrag im Jahr der Investition?
Investierst du wie geplant, kannst du den in Anspruch genommenen Investitionsabzugsbetrag im Jahr der Investition gewinnerhöhend außerhalb der Bilanz hinzurechnen. Außerdem kannst du die Anschaffungskosten der Investition gewinnmindernd kürzen (sogenannte Aufwandsbuchung). Folge ist, dass auch die Bemessungsgrundlage für die Abschreibung gemindert wird.
Spätestens zum Ende des 3. Jahres, das auf das Jahr der Bildung folgt, musst du nicht in Anspruch genommene IAB rückgängig machen. Zuvor ist das natürlich auch möglich.
Für Fälle, in denen die Investitionsfrist 2020 ausläuft, gibt es dank des 2. Corona-Steuerhilfegesetzes eine Vereinfachung: Hier kann eine Verlängerung der Frist auf 4 Jahre gewährt werden.
Beispiel: Folgen des IAB
Im Jahr 2022 kann sie 100.000 Euro außerbilanziell dem Gewinn hinzurechnen. Zudem kann sie die Anschaffungskosten um 100.000 reduzieren. Gleichzeitig mindert sich damit auch die Bemessungsgrundlage der Abschreibung auf 150.000 Euro.
Alternativ zur Hinzurechnung kann sie im Jahr 2023 den IAB einer anderen Investition hinzurechnen.
Was passiert, wenn ich keine Investition tätige?
Hast du, entgegen deiner Planung, nun doch keinen Gegenstand gekauft? Dann wurde der IAB zu Unrecht von deinem Gewinn abgezogen. Das Finanzamt wird dann den Steuerbescheid des Abzugsjahres ändern. Somit erhöht sich die Steuer nachträglich. Gegebenenfalls können zusätzlich Zinsen anfallen.
Gleiches gilt, wenn du den Gegenstand in den 3 Jahren nach dem Kauf zu weniger als 90 Prozent betrieblich nutzt. Oder wenn die Investitionskosten unter den kalkulierten Beträgen liegen. Dann macht das Finanzamt den Abzug jedoch nur teilweise rückgängig.
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