Wer Waren verkauft, muss Umsatzsteuer zahlen. Und zwar nicht zu knapp. Für diejenigen, die Waren nicht selbst herstellen, sondern sie erst einkaufen und dann weiterverkaufen, würde sich das nicht wirklich lohnen. Zum Glück gibt es eine Sonderform für die Umsatzsteuer: die Differenzbesteuerung. Was das ist, erklären wir hier.
Schnelleinstieg
- Kurz & knapp
- Was ist Differenzbesteuerung?
- Vorteile der Differenzbesteuerung
- Voraussetzungen für die Differenzbesteuerung
- Ausnahmen für Wiederverkäufer
- Differenzbesteuerung berechnen
- Ausnahmefall Kunstgegenstände, Antiquitäten & Co.
- Einzeldifferenz vs. Gesamtdifferenz
- Wann ist der Verzicht auf die Differenzbesteuerung sinnvoll?
- Differenzbesteuerung in die Steuererklärung eintragen
- FAQ: Differenzbesteuerung
Kurz & knapp
- Bist du gewerblicher Wiederverkäufer, darfst du die Differenzbesteuerung anwenden
- Sie ist für deine Umsatzsteuererklärung und Umsatzsteuer-Voranmeldung relevant
- Nur die Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis wird mit 19 Prozent versteuert
- In gewissen Fällen kannst du auch die Differenz aller Ein- und Verkäufe berechnen, statt die einzelnen Vorgänge
- Mit WISO Steuer wendest du die Differenzbesteuerung in der Steuererklärung richtig an
Was ist Differenzbesteuerung?
Wer als Gewerbetreibender Weiterverkauf betreibt, kennt den Begriff wahrscheinlich schon. Die Differenzbesteuerung ist eine Sonderform der Besteuerung. Hierbei bezahlst du nicht Steuern auf deinen kompletten Umsatz, sondern nur auf den Differenzbetrag zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis. Das geht aber nur für gebrauchte Gegenstände.
Ein typisches Beispiel für die Differenzbesteuerung ist der Handel von gebrauchten Pkws. Deswegen nennt man sie auch oft Gebrauchtwagenbesteuerung. Du kaufst ein Auto für 5.000 Euro, steckst Geld rein für Reparaturen und TÜV. Dann verkaufst du es für 8.000 Euro. Im Fall der Differenzbesteuerung musst du nur 3.000 Euro versteuern.
Die Differenzbesteuerung ist im §25a UStG (Umsatzsteuergesetz) beschrieben. Dort sind alle Regeln festgehalten.
Vorteile der Differenzbesteuerung
Gebrauchtgegenstände sind günstiger
Nur Unternehmer müssen auf ihre Waren oder Dienstleistung die Umsatzsteuer dazu rechnen. Verkauft eine Privatperson den Gebrauchtwagen, geht das ohne 19 Prozent.
Wird der Wagen dann durch einen Händler erneut verkauft, muss die Umsatzsteuer aber immer obendrauf gerechnet werden. Das Auto wird damit also wieder ein ganz schönes Stück teurer. Die Differenzbesteuerung sorgt dafür, dass die Umsatzsteuer nicht auf den gesamten Verkaufspreis anfällt, sondern nur auf die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis.
Doppelbesteuerung wird vermieden
Mit der Differenzbesteuerung wird gleichzeitig eine Doppelbesteuerung vermieden. Denn: Jedes gekaufte Auto war einmal neu und darauf wurde schon Umsatzsteuer bezahlt. Wird das Auto erneut von einem Händler verkauft, ist die erneute Umsatzsteuer auf die Lieferung quasi eine doppelte Besteuerung. Besteuert werden soll aber nur eine „Wertsteigerung“ von Gegenständen.
Generell sollte es also so sein, dass der gekaufte Gebrauchtwagen instandgesetzt und überprüft wird. Dadurch hat es eine Wertsteigerung und diese soll nur mit der zusätzlichen Umsatzsteuer belegt werden.
Voraussetzungen für die Differenzbesteuerung
Wiederverkäufer
Das Schlagwort ist hier Wiederverkäufer. Gemeint sind Gewerbetreibende, die ihre Waren im Handel einkaufen und dann an den Kunden zu einem höheren Preis verkaufen oder öffentlich versteigern. Dazu zählen:
- Gebrauchtwaren (zum Beispiel Second-Hand-Läden, Ebay)
- Kunst
- Sammlerstücke
- Antiquitäten
Wiederverkauf spielt nicht die erste Geige?
Lieferung im Gemeinschaftsgebiet
Du musst deine Waren aus dem sogenannten Gemeinschaftsgebiet bekommen haben, also aus Deutschland oder der EU. Alle anderen Länder sind Drittländer. Für sie gilt die Differenzbesteuerung nicht.
Für die Lieferung muss außerdem einer der folgenden Fälle zutreffen:
Der Empfänger schuldet die Steuer nicht
Das ist der Regelfall. Die Ausnahmen beschreiben wir etwas weiter unten.
Kleinunternehmerschaft
Der Unternehmer fällt unter die Kleinunternehmer-Regelung und ist deswegen von der Umsatzsteuer befreit. Sie greift, wenn:
- der Umsatz und die darauf fällige Steuer im Vorjahr nicht über 22.000 Euro lag
- und der Umsatz plus die darauf fällige Steuer im laufenden Jahr voraussichtlich nicht über 50.000 Euro liegen wird
Differenzbesteuerung
Der vorherige Händler hat schon die Differenzbesteuerung genutzt. Dann kannst auch du sie bei deinem Verkauf anwenden. Die Differenzbesteuerung kann man bei einem Gegenstand also öfter anwenden.
Keine Edelsteine oder Edelmetalle
Bei den Verkaufsgegenständen darf es sich nicht um Edelsteine oder Edelmetalle aus folgenden Positionen des Zolltarifs handeln:
- 7102
- 7103
- 7106
- 7108
- 7110
- 7112
Schmuck- und Schmiedewaren
Ausnahmen für Wiederverkäufer
Das Gesetz sieht zwei Ausnahmen für Wiederverkäufer vor. Die Differenzbesteuerung kann unter folgenden Umständen nicht angewendet werden:
Beim Einkauf wurde die Steuerbefreiung für innergemeinschaftliche Lieferungen im übrigen Gemeinschaftsgebiet genutzt
Wer bei anderen Händlern kauft, muss in der Regel Steuern bezahlen. Das gilt auch für das Ausland. Aber: Für Käufe zwischen Händlern im Gemeinschaftsgebiet fällt die Umsatzsteuer weg. Gemeint ist das Reverse-Charge-Verfahren, das in §13b UStG geregelt wird. Es ist eine Erleichterung innerhalb der EU bei der Umsatzsteuer.
Neue Fahrzeuge nach §1b Absatz 1 und 2 UStG
Bei neuen Fahrzeugen darf die günstigere Differenzbesteuerung nicht angewandt werden.
Differenzbesteuerung berechnen
So einfach kann’s sein: Du ziehst von deinem Verkaufspreis den Einkaufspreis ab. Den Differenzbetrag multiplizierst du immer mit dem Regelsteuersatz 19 Prozent. Und schon weißt du, wie viel Umsatzsteuer fällig ist.
Immer 19 Prozent
Beispiel: Differenzbesteuerung berechnen
- 6.500 Euro – 4.000 Euro = 2.500 Euro
- 2.500 Euro x 19 % = 475 Euro
Ergebnis: Stefan muss 475 Euro Umsatzsteuer für den Autoverkauf bezahlen.
Beispiel: Ohne Differenzbesteuerung
- 6.500 Euro x 19 % = 1.235 Euro
Ergebnis: Mit der Differenzbesteuerung spart sich Stefan eine Menge Geld! In diesem Fall sind es satte 760 Euro.
Ausnahmefall Kunstgegenstände, Antiquitäten & Co.
Bei Kunstgegenständen kann man den Einkaufspreis gegebenenfalls gar nicht so richtig beziffern. Hier gilt, dass 30 Prozent des Verkaufspreises die Basis für die Umsatzsteuer ist. Außer:
Du hast die Waren selbst eingeführt
Zum Einkaufspreis aus der Rechnung deines Händlers kommt die Einfuhrumsatzsteuer dazu.
Die Lieferung ist steuerpflichtig und wurde nicht von einem Wiederverkäufer ausgeführt
Zum Einkaufspreis aus der Rechnung von deinem Händler rechnest du die Umsatzsteuer obendrauf.
Einzeldifferenz vs. Gesamtdifferenz
Normalerweise ist für jeden verkauften Gegenstand die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis zu berechnen. Aber: Liegt der Einkaufspreis unter 500 Euro, hast du die Möglichkeit stattdessen eine Gesamtdifferenz zu berechnen. So musst du weniger Tippen. Das geht so:
Wann ist der Verzicht auf die Differenzbesteuerung sinnvoll?
Grundsätzlich hast du bei jedem Verkauf die Wahl, ob du die Differenzbesteuerung anwendest oder die allgemeinen Vorschriften. Die Differenzbesteuerung sorgt vor allem dafür, dass du gebrauchte Waren als Händler günstiger verkaufen kannst, ohne dass du Gewinn verlierst. So wird also vor allem beim Verkauf an Privatpersonen die Differenzbesteuerung wichtig!
Deshalb macht es in der Regel nur Sinn, auf die Differenzbesteuerung zu verzichten, wenn der Käufer selber ein Händler ist. Denn Händler untereinander können sich die gezahlte Umsatzsteuer als Vorsteuer wiederholen.
Gesamtdifferenz schließt Wahlrecht aus
Differenzbesteuerung in die Steuererklärung eintragen
Steuerpflichtig, steuerfrei, Vorsteuerabzug? Mit WISO Steuer behältst du bei deiner Umsatzsteuererklärung einen kühlen Kopf! Unsere umfangreiche Steuer-Hilfe unterstützt dich bei jeder Eingabe mit hilfreichen Tipps und Informationen. Jetzt gleich ausprobieren!
FAQ: Differenzbesteuerung
Wer zahlt die Differenzbesteuerung?
Wie hoch ist die Differenzbesteuerung?
Ist Differenzbesteuerung Pflicht?
Du möchtest WISO Steuer ausprobieren?
Starte jetzt einfach deinen kostenlosen Test. Anonym, ohne Verpflichtungen und so lange du möchtest. Erst bei der Abgabe an das Finanzamt fallen Gebühren an.
Das heißt: Null Risiko für dich.
Quelle: §25a UStG (Umsatzsteuergesetz)