Lohnersatzleistungen wie Krankengeld oder Arbeitslosengeld sind eigentlich steuerfrei. Wir erklären, warum die Steuererklärung trotzdem Pflicht ist.
Schnelleinstieg
- Kurz & knapp
- Was sind Lohnersatzleistungen?
- Warum muss ich eine Steuererklärung abgeben, wenn ich Lohnersatzleistungen erhalte?
- Muss ich immer mit einer Nachzahlung rechnen?
- Anleitung: Wie trage ich Lohnersatzleistungen in die Steuererklärung ein?
- Was passiert, wenn ich keine Steuererklärung abgebe?
- FAQ: Lohnersatzleistungen & Steuererklärung
Kurz & knapp
- Lohnersatzleistungen ersetzen einen Teil deines entgangenen Einkommens
- Dazu zählen unter anderem Krankengeld, Elterngeld oder Arbeitslosengeld
- Wer Lohnersatzleistungen erhält, muss eine Steuererklärung abgeben
- WISO Steuer hilft dir, deine Steuererklärung schnell und korrekt auszufüllen
Was sind Lohnersatzleistungen?
Können Arbeitnehmer aus bestimmten Gründen nicht arbeiten, fließt logischerweise kein Gehalt. In diesem Fall dienen Lohnersatzleistungen als eine Art finanzielle Rettungsleine. Sie sollen dir helfen, deine laufenden Kosten zu decken, wenn dein normales Einkommen wegfällt. Meist fällt die jeweilige Leistung jedoch niedriger als das reguläre Gehalt aus.
Beispiele von Lohnersatzleistungen
Es gibt verschiedene Situationen, in denen du Lohnersatzleistungen beziehen kannst. Hier einige Beispiele für Lohnersatzleistungen:
- Krankengeld: Bist du länger krank und kannst deshalb nicht arbeiten, erhältst du nach einer bestimmten Zeit Krankengeld von deiner Krankenkasse.
- Arbeitslosengeld: Wenn du deinen Job verlierst und arbeitslos wirst, kannst du Arbeitslosengeld von der Agentur für Arbeit erhalten.
- Elterngeld: Als frisch gebackene Mutter oder frisch gebackener Vater, hast du Anspruch auf Elterngeld.
- Kurzarbeitergeld: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten kann dein Arbeitgeber Kurzarbeit anmelden. In diesem Fall kannst du Kurzarbeitergeld erhalten.
- Mutterschaftsgeld: Wenn du schwanger bist und in die gesetzliche Schutzfrist vor und nach der Geburt gehst, bekommst du Mutterschaftsgeld.
- Insolvenzgeld: Wird dein Arbeitgeber insolvent und kann deshalb die Löhne nicht mehr zahlen, kannst du Insolvenzgeld beantragen.
- Entschädigung für Verdienstausfall nach dem Infektionsschutzgesetz: Wenn du wegen einer möglichen Corona-Infektion nicht arbeiten durftest und statt Lohn vom Arbeitgeber diese Ersatzleistung erhalten hast.
Diese Lohnersatzleistungen beeinflussen deine Steuer nicht:
- Arbeitslosengeld II (Bürgergeld, ehem. Hartz IV)
- Aufwandsentschädigung aus Ein-Euro-Job
- Eingliederungshilfe
- Erziehungsgeld
- Gründungszuschuss
- Kindergeld
- Krankentagegeld
- Pflegeunterstützungsgeld
- Sozialhilfe
- Streikgeld
- Wohngeld
Wie hoch fallen Lohnersatzleistungen aus?
Wie viel Geld bekommt man eigentlich, wenn man Lohnersatzleistungen erhält? Die Antwort ist: Das kommt darauf an. Die Höhe der Lohnersatzleistungen variiert je nach Art der Leistung und deinen persönlichen Umständen.
- Krankengeld: Im Allgemeinen beträgt das Krankengeld etwa 70 Prozent deines Bruttoeinkommens, aber nicht mehr als 90 Prozent deines Nettoeinkommens.
- Arbeitslosengeld: Das Arbeitslosengeld I beträgt in der Regel 60 Prozent des letzten Nettoeinkommens, oder 67 Prozent, wenn du Kinder hast.
- Elterngeld: Das Elterngeld liegt zwischen 300 Euro und maximal 1.800 Euro pro Monat, je nach deinem vorherigen Einkommen.
- Kurzarbeitergeld: Bei Kurzarbeit erhältst du in der Regel 60 Prozent deines ausgefallenen Nettolohns, oder 67 Prozent, wenn du Kinder hast.
- Mutterschaftsgeld: Das Mutterschaftsgeld ist im Wesentlichen so hoch wie dein durchschnittliches Nettoeinkommen der letzten drei Monate vor der Geburt.
- Insolvenzgeld: Das Insolvenzgeld entspricht deinem Nettolohn für bis zu 3 Monate vor der Insolvenz des Unternehmens.
Warum muss ich eine Steuererklärung abgeben, wenn ich Lohnersatzleistungen erhalte?
Empfänger von Lohnersatzleistungen sind zur Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet – so legt es das deutsche Steuerrecht fest. Aber warum ist das so? Der Grund für diese Pflicht ist der sogenannte Progressionsvorbehalt.
„Progressions-what?“ Lohnersatzleistungen sind grundsätzlich steuerfrei, das heißt, sie werden nicht direkt besteuert. Aber: Diese Leistungen ignoriert das Finanzamt trotzdem nicht. Stattdessen werden sie bei der Berechnung deines persönlichen Steuersatzes berücksichtigt.
Das führt dazu, dass dein steuerpflichtiges Einkommen durch die Lohnersatzleistungen erhöht wird, wodurch auch dein individueller Steuersatz steigen kann. Und mit diesem höheren Steuersatz werden deine steuerpflichtigen Einkünfte besteuert. Ergebnis: Unter Umständen musst du auf diese Weise mehr Steuern zahlen muss, als wenn du keine Lohnersatzleistungen erhalten hättest.
Steuern bei Lohnersatz: Beispielrechnung
Ohne Lohnersatz | Mit Lohnersatz | |
---|---|---|
Zu versteuerndes Einkommen | 30.000 € | 30.000 € |
Lohnersatzleistung | / | 9.000 € |
Einkommen zur Berechnung des Steuersatzes | 30.000 € | 39.000 € |
Steuersatz daraus | 19,55 % | 23,21 % |
Steuerbelastung | 5.865 € | 6.963 € |
Steuer-Differenz | 1.098 € |
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Muss ich immer mit einer Nachzahlung rechnen?
Da der Progressionsvorbehalt in der Regel deine Steuer erhöht, musst du daher meist mit einer Steuernachzahlung rechnen. Ob und in welcher Höhe du dann tatsächlich Steuern nachzahlen musst, hängt davon ab, wie viele Steuern du bereits vorausgezahlt hast (beispielsweise als monatliche Lohnsteuer, die dein Arbeitgeber ans Finanzamt abführt).
Die Lohnersatzleistungen erhöhen deinen Steuersatz, deshalb kann es sein, dass du im Laufe des Jahres zu wenig Steuern gezahlt hast und diese nachzahlen musst.
Anleitung: Wie trage ich Lohnersatzleistungen in die Steuererklärung ein?
Schritt 1: Bereite notwendige Unterlagen vor
Bevor du loslegst, sammle alle wichtigen Unterlagen. Dazu gehören:
- Lohnsteuerbescheinigung (zum Beispiel für Kurzarbeitergeld oder Mutterschaftsgeld)
- Belege für Werbungskosten (Fahrtkosten, Fortbildungen etc.)
- Kontoauszüge, die spezielle Ausgaben belegen (zum Beispiel für Handwerker)
- Nachweise für Lohnersatzleistungen (zum Beispiel Bescheide für Arbeitslosengeld oder Krankengeld)
Scanne deine Belege ein und lass sie von der Software sortieren und zuordnen
Schritt 2: Trage deine Daten ein
Die vom Arbeitgeber gezahlte Leistung findest du auf deiner Kopie der jährlichen Lohnsteuerbescheinigung. Sie wird aber auch elektronisch ans Finanzamt gesendet. Die Daten kommen in die Anlage N der Steuererklärung.
In WISO Steuer machst du deine Angaben unter: Thema hinzufügen > Ersatz für Einkommen
Schritt 3: Schicke deine Steuererklärung ab
Sind die Daten eingetragen, steht der letzte und entscheidende Schritt an: die Abgabe deiner Steuererklärung. Die Unterlagen sendest du an das für dich zuständige Finanzamt.
Hier schafft jeder die Steuer
Was passiert, wenn ich keine Steuererklärung abgebe?
Vor der Abgabe drücken? Vor der Abgabe drücken? Keine gute Idee funktioniert auch gar nicht. Denn viele Träger wie Krankenkassen oder Elterngeldstellen melden deine Zahlungen direkt an das Finanzamt. Ausnahme: Liegen deine gesamten Bezüge unter 410 Euro, musst du sie nicht in der Steuererklärung berücksichtigen.
In der Regel bist du zur Abgabe verpflichtet. Solltest du dich also weigern, die Steuererklärung abzugeben, kann die ernsthaften Konsequenzen haben. Zunächst einmal besteht die Möglichkeit, dass das Finanzamt eine Schätzung deiner zu zahlenden Steuern vornimmt. Diese Schätzungen fallen oft zu deinem Nachteil aus und können eine unerwartet hohe Steuernachzahlung zur Folge haben.
Befürchtest du, die Steuern nicht nachzahlen zu können, solltest du dennoch die Abgabe der Steuererklärung nicht verzögern. Sollte sich eine Nachzahlung ergeben, kannst du sicher gemeinsam mit dem Finanzamt eine Lösung finden, zum Beispiel eine Ratenzahlung.