Der Staat unterstützt Eltern mit dem Kinderfreibetrag. Diesen beantragt man über die Steuererklärung. Wie das funktioniert und was dabei zu beachten ist, erklären wir in diesem Beitrag.
Schnelleinstieg
Kurz & knapp
- Du kannst entweder Kindergeld oder -freibetrag bekommen
- Den Kinderfreibetrag beantragst du über die Steuererklärung
- WISO Steuer unterstützt dich beim Antrag und prüft, welche Option die bessere Wahl für dich ist
Kinderfreibetrag: Was ist das?
Der Kinderfreibetrag ist eine steuerliche Entlastung, mit deren Hilfe das Existenzminimum der Kinder gedeckt werden soll. Genauer gesagt sind es 2 Freibeträge, die aber umgangssprachlich oft zusammen als „Kinderfreibetrag” genannt werden: der eigentliche Kinderfreibetrag und der Freibetrag für den Betreuungs-, Erziehungs- oder Ausbildungsbedarf (BEA).
Wichtig: Der Staat berücksichtigt die Lebenshaltungskosten von Kindern in erster Linie mit dem Kindergeld (sogenannter Familienleistungsausgleich), das nach einem erfolgreichen Antrag bei der Familienkasse monatlich ausgezahlt wird. Für jedes Kind gibt es 250 Euro. Eltern bekommen entweder Kinderfreibetrag oder -geld. Beides gleichzeitig kannst du nicht erhalten. Das Kindergeld ist praktisch eine Abschlagszahlung für die Kinderfreibeträge.
Die Freibeträge beantragst du über die jährliche Steuererklärung, indem du Angaben zu deinen Kindern einträgst. Dann prüft das Finanzamt automatisch mithilfe der sogenannten Günstigerprüfung, was für dich vorteilhafter ist.
Wie hoch ist der Kinderfreibetrag?
Der Kinderfreibetrag wird nahezu jährlich erhöht. Der BEA-Freibetrag wurde hingegen letztmals 2021 angehoben und ist seitdem konstant geblieben. Eine Übersicht der letzten Jahre bekommst du in der folgenden Tabelle:
So hoch sind die Kinderfreibeträge | ||||
---|---|---|---|---|
2021 | 2022 | 2023 | 2024 | |
Kinderfreibetrag | 2.730 € | 2.810 € | 3.012 € | 3.192 € |
BEA-Freibetrag | 1.464 € | 1.464 € | 1.464 € | 1.464 € |
Steuerfreibeträge gesamt: - je Elternteil - Elternpaar | 4.194 € 8.388 € | 4.274 € 8.548 € | 4.476 € 8.952 € | 4.656 € 9.312 € |
Höherer Kinderfreibetrag in 2023
Für 2023 bekommt jeder Elternteil 4.476 Euro und beide Eltern zusammen 8.952 Euro. Diese Summen setzen sich zusammen aus:
Rückwirkende Erhöhung für 2024
Ab Jahresanfang 2024 steigt der Freibetrag aufgrund des Inflationsausgleichsgesetzes vom 8. Dezember 2022 zunächst auf 3.192 Euro. Weil aber das Bürgergeld um 12 Prozent gestiegen ist, will die Bundesregierung den Kinderfreibetrag 2024 rückwirkend stärker erhöhen.
Nach aktuellen Planungen soll der Freibetrag pro Elternteil 3.306 Euro betragen, also für beide Elternteile zusammen dann 6.612 Euro. Das wären 228 Euro mehr. Das Gesetz muss allerdings erst noch verabschiedet werden.
Kinderfreibetragrechner für Eltern
Du willst wissen, ob du den Kinderfreibetrag bekommst und wie hoch er bei dir ausfällt? Kein Problem: Mach deine Steuererklärung jetzt mit WISO Steuer. Der Kinderfreibetragrechner ist mit dabei. Trag einfach die Daten zu deinem Kind beziehungsweise deinen Kindern ein (Name, Geburtstag, Anschrift und Co.) – und schon rechnet das Programm automatisch im Hintergrund. Das Ergebnis findest du in der Berechnung. Klick dazu auf deinen Erstattungsbetrag und anschließend auf vollständige Berechnung.
Was lohnt sich mehr: Kindergeld oder Freibetrag?
Für viele Eltern ist das Kindergeld vorteilhafter. Vor allem Eltern mit höherem Einkommen profitieren mehr vom Kinderfreibetrag. Für das Jahr 2023 ist das der Fall, wenn das zu versteuernde Einkommen bei einer gemeinsamen Veranlagung (gemeinsame Erklärung für Ehepaare) etwa 72.600 Euro und bei Einzelveranlagung (getrennte Erklärung) etwa 36.275 Euro beträgt.
Bekommst du mehr Geld mit den Kinderfreibeträgen, musst du das Kindergeld zurückzahlen. Das erledigt das Finanzamt für dich, indem das erhaltene Geld im Steuerbescheid direkt verrechnet wird. Keine Sorge: Da du die höheren Freibeträge bekommst, merkst du von der Rückzahlung überhaupt nichts. Steht dir eine Steuererstattung zu, fällt diese dank des Kinderfreibetrags höher aus.
Wie hoch ist das Kindergeld?
Du willst wissen wie viel Kindergeld du bekommst? Hier sind die Beträge der letzten Jahre im Überblick:
Kindergeld | 2021 | 2022 | ab 2023 |
---|---|---|---|
Für das 1. und das 2. Kind | 219 € | 219 € | 250 € |
Für das 3. Kind | 225 € | 225 € | 250 € |
Für jedes weitere Kind | 250 € | 250 € | 250 € |
Immer Kindergeld beantragen
Auch wenn du sicher bist, dass der Kinderfreibetrag für dich günstiger ist, beantrage trotzdem Kindergeld. Denn:
Bitte beachte: Das Kindergeld kannst du nur noch 6 Monate rückwirkend beantragen. Hast du vergessen den Antrag zu stellen, stehen dir immerhin die Kinderfreibeträge per Steuererklärung zu. Allerdings nicht automatisch, denn das Finanzamt geht ja bei der Günstigerprüfung davon aus, dass du das Geld erhalten hast.
In diesem Fall musst du dann den sogenannten Ablehnungsbescheid von der Kindergeldstelle vorlegen. Dann berücksichtigt das Finanzamt für die Monate ohne Geld wenigstens die Kinderfreibeträge in deiner Steuererklärung.
Voraussetzungen für den Kinderfreibetrag
Du bekommst die Freibeträge für dein Kind bis zu dessen 18. Geburtstag. Für ältere Kinder werden die Freibeträge gewährt, wenn zusätzliche Voraussetzungen erfüllt sind.
Grundsätzlich steht jedem Elternteil ein eigener Kinderfreibetrag zu. Der doppelte Betrag wird berücksichtigt, wenn du mit dem anderen Elternteil eine gemeinsame Steuererklärung abgibst. In manchen Fällen kannst du aber auch alleine den doppelten Kinderfreibetrag erhalten:
- Verwitwete: Ab dem Sterbemonat des anderen Elternteils
- Beschränkte Steuerpflicht: Wenn der andere Elternteil dauerhaft im Ausland wohnt
- Unbekannter Wohnsitz: Wenn der Wohnsitz des anderen Elternteils nicht ermittelt werden kann
Freibetrag auch bei ausländischem Wohnsitz erhalten
Je nachdem, in welchem Land dein Kind wohnt, werden die Freibeträge teilweise nur anteilig gewährt. Dafür werden die Länder in die Ländergruppen 1 bis 4 eingeteilt. Eltern aus der Ländergruppe 1 erhalten zum Beispiel die vollen Freibeträge für ihre Kinder; für Eltern aus der Ländergruppe 4 wird lediglich ein Viertel der Gesamthöhe berücksichtigt. Eine Liste dazu findest du im Hilfebereich von WISO Steuer.
Wie lange gibt es den Kinderfreibetrag?
Grundsätzlich gibt es den Kinderfreibetrag bis zur Volljährigkeit des Kindes. Bis zum 21. Geburtstag deines Kindes bekommst du die Freibeträge, wenn dein Kind
- nicht in einem Arbeitsverhältnis steht und
- in Deutschland als Arbeit suchend gemeldet ist
Bis zum 25. Geburtstag deines Kindes erhältst du die Freibeträge, wenn dein Kind
- eine Ausbildung macht oder studiert
- in einer Übergangszeit von maximal 4 Monaten zwischen 2 Ausbildungen ist
- seine Berufsausbildung aufgrund fehlender Plätze nicht beginnen beziehungsweise fortsetzen kann
- ein Freiwilliges Soziales Jahr, ein Freiwilliges Ökologisches Jahr, einen Bundesfreiwilligendienst oder einen Internationalen Jugendfreiwilligendienst absolviert
- sich als Entwicklungshelfer oder Dienstleistender im Ausland befindet
Übrigens: Endet die Ausbildung, gibt es die Freibeträge in dem Jahr nur anteilig für jeden Monat, den das Kind in Ausbildung war.
So beantragst du den Kinderfreibetrag
Für den Freibetrag brauchst du keinen extra Antrag. Du gibst einfach deine Steuererklärung ab und das Finanzamt prüft mithilfe der sogenannten Günstigerprüfung, ob in deinem Fall Kinderfreibetrag oder -geld vorteilhafter ist. Mit WISO Steuer kannst du das Ergebnis auch schon vorher sehen.
Zwar bekommst du nur einen der beiden Steuervorteile, aber du kannst viele Ausgaben rund um dein Kind von der Steuer absetzen. Dazu gehören beispielsweise:
Zusammen mit Kinderfreibetrag oder -geld kommt da oft eine ordentliche Erstattung raus. Im Durchschnitt sind es 1.674 Euro mit WISO Steuer.
Die Angaben für deine Kinder machst du unter: Persönliches > Kinder.
Was passiert mit dem Kinderfreibetrag bei einer Trennung?
Trennst du dich vom anderen Elternteil deines Kindes, steht jedem von euch jeweils ein eigener Kinderfreibetrag zu. Das Finanzamt rechnet bei euch separat mit dem Freibetrag. Bei den sogenannten elektronischen Lohnsteuerabzugsmerkmalen wird dann ein Kind mit 0,5 bei jedem Elternteil eingetragen. Dabei ist nicht entscheidend, bei wem das Kind hauptsächlich wohnt.
Übertragung auf einen Elternteil
In Ausnahmefällen kann einem Elternteil sogar der doppelte Kinderfreibetrag gewährt werden. Man spricht hier von der sogenannten Übertragung des Kinderfreibetrags.
Ist das Kind bei dir gemeldet, erfüllst du deine Unterhaltspflichten in der Regel durch Pflege und Erziehung des Kindes. Erfüllt der andere Elternteil seine Unterhaltszahlungen zu weniger als 75 Prozent, ist nicht unterhaltspflichtig oder lebt im Ausland, kannst du die Übertragung des Kinderfreibetrags in deiner Steuererklärung beantragen.
Dafür geben beide Elternteile eine eigene Steuererklärung ab. Im Idealfall stimmen die Erklärungen überein. Doch auch den Finanzämtern ist klar, dass die Kommunikation zwischen getrenntlebenden Eltern schwierig sein kann. Daher reicht es aus, wenn du die Übertragung in deiner Steuererklärung beantragst. Dein Finanzamt kann dann Kontakt zum Finanzamt des anderen Elternteils aufnehmen und die Erklärungen abgleichen. Bei widersprüchlichen Angaben wendet sich das Finanzamt an deinen Ex-Partner.
Es gibt eine Einschränkung bei der Übertragung der Freibeträge: Zahlt der Partner keinen Unterhalt, kann das Jugendamt dafür einspringen. Bekommst du so einen Unterhaltsvorschuss, können die Kinderfreibeträge des anderen Elternteils nicht auf dich übertragen werden.
Übertragung auf die Großeltern
Der Kinderfreibetrag kann auch auf Stiefeltern oder Großeltern übertragen werden. Voraussetzung ist, dass das Kind in deren Haushalt lebt oder sie gegenüber dem Kind unterhaltspflichtig sind und der andere leibliche Elternteil zustimmt. Die Übertragung gibst du auch in deiner Steuererklärung an.
Grundsätzlich gilt: Wird der Kinderfreibetrag auf ein Elternteil übertragen, bekommt dieser auch den BEA-Freibetrag automatisch.
Kannst du aber den Freibetrag nicht übertragen, weil dein Ex-Partner seinen Unterhaltspflichten nachkommt, hast du die Möglichkeit, nur den BEA-Freibetrag zu übertragen.
In diesem Fall darfst du den BEA-Freibetrag unabhängig und abweichend vom Kinderfreibetrag übertragen:
- Das Kind ist minderjährig und
- das ganze Jahr nur bei dir gemeldet und
- der andere Elternteil zahlt zwar Unterhalt, kümmert sich aber ansonsten nicht tatsächlich um die Betreuung.
Steuerbescheid prüfen
FAQ: Kinderfreibetrag
Was ist der Kinderfreibetrag?
Kann ich Kinderfreibetrag und Kindergeld gleichzeitig bekommen?
Wie hoch ist der Kinderfreibetrag?
Konstant bei 1.464 Euro pro Elternteil bleibt der Freibetrag für den Betreuungs-, Erziehungs- oder Ausbildungsbedarf (BEA), der noch hinzukommt.
Wie beantrage ich den Kinderfreibetrag?
Bekomme ich den Kinderfreibetrag automatisch?
Kann der Kinderfreibetrag übertragen werden?
Taucht der Kinderfreibetrag auf meiner Lohnabrechnung auf?
Wie lange bekomme ich den Kinderfreibetrag?
Steht der Kinderfreibetrag auf der Lohnabrechnung?
- Bist du unverheiratet mit Steuerklasse I oder II, gilt pro Kind als Zähler nur 0,5.
- Bist du verheiratet und hast die Lohnsteuerklasse IV, erhalten du und dein Ehepartner bei der Lohnabrechnung den gleichen Freibetrag (bei einem Kind den Zähler 1, bei zwei Kindern entsprechend der Zähler 2).
- Habt ihr stattdessen die Steuerklassen-Kombi III/V gewählt, wird der Freibetrag mit dem Zähler 1 für das Kind nur bei dem Partner mit der Steuerklasse III berücksichtigt.
Wie beantrage ich Kindergeld?
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