Sommerzeit ist Urlaubszeit – doch an vielen Selbstständigen gehen die schönsten Wochen des Jahres spurlos vorüber. Kein Wunder: Wer sich selbstständig macht und sein eigenes Unternehmen am Laufen halten will, muss halt 60 Stunden und mehr pro Woche arbeiten. Freizeit und Ferien? Fehlanzeige!
So oder so ähnlich lautet jedenfalls eine Kernbotschaft der meisten Gründungs- und Business-Ratgeber in Bezug auf die persönliche Unternehmer-Eignung – darunter der aktuelle BMWi-Unternehmertest oder auch die „amtliche“ Checkliste zu den unverzichtbaren Unternehmerqualitäten. Diese fragwürdige Einschätzung wird leider von vielen Selbstständigen unkritisch übernommen: Richtig wird sie dadurch nicht – gesund schon gar nicht!
Im Gegenteil: Workaholics, die über Jahre auf Erholungs- und Entspannungsphasen verzichten, fügen ihrem Körper und ihrer Psyche früher oder später Schaden zu. Um Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit zu erhalten, müssen sich Phasen der Anspannung und Entspannung abwechseln. Fehlen auf Dauer Phasen der Ruhe und Erholung, ist der nächste Burn-out vorprogrammiert.
Unternehmer-Mythos „Unabkömmlichkeit“
Sie haben den Eindruck, unabkömmlich zu sein? Vermeintlich einleuchtende Gründe dafür gibt es genug:
- Gerade herrscht Auftragsflaute und Akquisition ist unverzichtbar.
- Nach einer längeren Durstrecke „brummt“ es endlich mal wieder.
- Ohne Sie läuft der Laden einfach nicht (richtig).
Bei solchen Argumenten sollten die Alarmglocken schrillen: Dann machen nicht etwa Ihre Mitarbeiter etwas falsch, sondern Sie selbst. Dauerhafter Urlaubsverzicht ist keine Tugend, sondern Unvernunft: Wer körperlichen und psychischen Raubbau betreibt, wird seiner Belegschaft und seiner Familie früher oder später sehr lange fehlen – und das völlig unvorbereitet!
Auch und gerade wenn Sie sich vor lauter Begeisterung über Ihre neu gewonnene unternehmerische Freiheit überhaupt noch nicht urlaubsreif fühlen: Planen Sie unbedingt Auszeiten ein! Wie oft und wie lang eine Regenerationsphase sein sollte, ist dabei von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Nicht jeder braucht zwei- bis dreiwöchige Ferien, um wieder Kraft zu tanken. Manchmal genügt schon ein verlängertes Wochenende.
Betriebsferien oder Chef-Auszeit
Was tun? Im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten:
- Für Solo-Selbstständige und Kleinunternehmer, die die Leitung ihres Unternehmens nicht delegieren können (oder wollen) bieten sich kürzere oder längere Betriebsferien Je nach Branche eignen sich dafür zum Beispiel die Sommermonate, die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr oder auch die Feier- und Brückentage im Frühjahr und Herbst.
- Wer gleichberechtigte Geschäftspartner oder fähige Mitarbeiter hat, kann sich unter Umständen aber auch einen Chef-Auszeit gönnen – während die Geschäfte daheim weiterlaufen. Was dabei zu beachten ist, beleuchten wir in einer der nächsten Ausgaben.
So oder so: Wir wünschen Ihnen schöne Ferien. Erholen Sie sich gut!
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