Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit. „Isch hab’ Rücken!“ ist denn auch eine der häufigsten Klagen am Arbeitsplatz. Doch obwohl der Zusammenhang zwischen sitzenden Tätigkeiten und den weitverbreiteten Nacken- oder Kreuzschmerzen wissenschaftlich unbestritten und allgemein bekannt ist, arbeiten Schreibtischtäter hierzulande unverdrossen im Sitzen weiter – nicht selten zehn Stunden und mehr.
Kaum zu glauben – dabei gibt es längst wirksame Lösungen für mehr Abwechslung und Bewegung am Arbeitsplatz. Damit sind keineswegs anspruchsvolle Gymnastik- und Büro-Yogaprogramme gemeint (obwohl auch die gewiss nicht schaden): Den nachhaltigsten Effekt haben erfahrungsgemäß höhenverstellbare Schreibtische. Sitz-Steh-Kombinationen tun nicht nur dem Rücken gut: Nach Feststellungen amerikanischer und spanischer Wissenschaftler senkt die regelmäßige Abwechslung zwischen stehenden und sitzenden Tätigkeiten das Risiko, an Herz-Kreislauf-Krankheiten, Fettleibigkeit, Diabetes, Depressionen und sogar Krebs zu erkranken!
Dass Büroarbeit nahezu ausschließlich im Sitzen erledigt wird, ist eine recht junge Erscheinung: Nicht nur in den klassischen Handelskontoren wurde bis weit ins 20. Jahrhundert hinein überwiegend an Stehpulten gearbeitet. Auch in den meisten anderen „Bureaus“ zwangen Arbeitgeber ihre Mitarbeiter zu stehen: Auf diese Weise sollte dem Umsichgreifen von Bequemlichkeit und Trägheit vorgebeugt werden.
Nun ist ständiges Stehen bekanntlich auch nicht gesünder als Sitzen – die Lösung liegt wie so oft in der Abwechslung. Doch damit die auch praktiziert wird, muss der Wechsel flott vonstattengehen. Eine Kombination aus klassischem Schreibtisch und separatem Stehpult hat sich in vielen Fällen nicht bewährt. Wer erst alle Unterlagen und sein gesamtes technisches Equipment von A nach B umziehen muss, wird beim Wechsel zwischen sitzender und stehender Tätigkeit schnell ausgebremst.
Sitz-Steh-Kombinationen
Für Abhilfe sorgen höhenverstellbare Schreibtische. Die sind zum Glück längst keine Exklusivlösungen mehr: Es gibt sie mittlerweile in allen Preislagen. Sogar in das Sortiment skandinavischer Möbelhäuser haben Sitz-Steh-Kombinationen mittlerweile Eingang gefunden. Während der IKEA-Schreibtischaufzug „BEKANT“ elektrisch betrieben wird, setzten viele andere Hersteller auf Handkurbelbetrieb, Gas- und Öldruckfedern. Letztere erledigen das Hoch- und Runterfahren besonders zügig. Aber auch die Strom- und Handkurbel-Modelle ermöglichen den Wechsel vom Sitzen zum Stehen und wieder zurück binnen weniger Sekunden.
Zugegeben: Mit der Anschaffung eines Sitz-Steh-Möbels ist es nicht getan. Nur durch tatsächlich regelmäßigen Wechsel zwischen Sitzen und Stehen kommen dessen Vorteile zum Tragen. Ärzte und Ergonomen empfehlen zwei bis vier Haltungswechsel pro Stunde. Stehphasen sollten dabei nicht länger als 20 Minuten sein. Ununterbrochenes Stehen für mehr als eine Stunde und kontinuierliches Sitzen für mehr als zwei Stunden gilt als ungesund.
Weiterführende Informationen zur heilsamen Sitz-Steh-Dynamik bietet zum Beispiel die folgende Broschüre:
- Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA): „Auf und nieder – immer wieder! – Mehr Gesundheit im Büro durch Sitz-Steh-Dynamik“ (PDF, 2,15 MB)